Monika Maron: Zwischenspiele

Wie schön, einmal wieder einen neuen Roman dieser Autorin in der Hand zu halten. Auch sie ist älter geworden und das Thema Tod auch ihr nahe gekommen. Daraus hat sie folgende Geschichte gemacht:

Eine Ich-Erzählerin macht sich auf den Weg zur Beerdigung ihrer Freundin Olga, die in einer lange vergangenen Lebensphase auch einmal ihre Schwiegermutter war. Den Kampf mit dem Navigationsgerät verliert die Erzählerin und so landet sie nicht auf dem Friedhof, sondern in einem ihr unbekannten Park. Sie stellt fest, dass mit ihrer optischen Wahrnehmung offenbar etwas nicht stimmt.

Die Verwandlung des Alltäglichen in seine impressionistische Variante; Möbel, Wände, Bilder und Vasen, die sich in mal in tanzende Punkte auflösten, mal in zart schwingende Wellen. Nur wenn ich an Olga dachte, erschien sie mir in klaren Konturen inmitten der flirrenden Gegenstände.

Mit dieser Seh-Störung verbringt sie nun einen Tag im Park und trifft immer wieder Olga, um sich mit ihr an die Vergangenheit zu erinnern und auch sich an die neue Gegenwart zu gewöhnen. Auch andere, längst gestorbene Personen trifft sie und spricht mit ihnen.

Ich glaubte weder an Gott noch Globuli, ließ mir nicht aus der Hand lesen, auch keine Horoskope erstellen, und plötzlich erschienen mit Tote, und ich sprach zu ihnen wie zu Lebenden. … An jenem Tag im Park sprengte nichts von dem, was ich noch erleben sollte, meine Vorstellung von Normalität, als wäre ich für einen Tag selbst ein Teil dessen gewesen, woran ich nicht glaubte.

Der munter-sarkastische Ton der Erzählerin durchzieht den Roman, aber er ist auch geeignet für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, dem Leben in der DDR, den Umgang unter Freunden und auch das Böse gibt sich ein Stelldichein. Was es nicht gibt, sind Verklärungen, weder die der Erinnerung noch die der Toten. Sie sind da, weil die Erzählerin an sie denkt und dass ist eine größere Hommage an sie als die von der Erzählerin als leer empfundenen Friedhofsrituale.

#Schade ist es wie immer bei dieser Autorin, dass ihre Bücher – zumindest in der gebundenen Ausgabe – als veritable Bücher daherkommen, dann aber auf dickem Papier mit breitem Durchschuss gedruckt sind und sich während des Verschlungenwerdens als leider recht kurz erweisen. Aber auch das Zweitlesen lohnt sich, wenn man ihren immer etwas schnoddrigen Humor mag. Wie schön, dass sie im Gegensatz zu anderen Autorinnen nicht weiß, was die Toten außerhalb von ihrem eigenen Kopf so treiben.

22.01.2014