Wulf Dorn: Trigger

In der Buchhandlung meines Vertrauens, bei Böckenhoff&Honsel, habe ich Frage, ob ich denn auch Krimis lese, mit ja beantwortet. Und so wanderte das Buch in die Einkaufstasche. Die ersten Seiten waren wirklich nicht sehr überzeugend. Die lasen sich wie das erste Ergebnis eines Schreibkurses. Erstes Gebot: belege jedes Substantiv mit mindestens einem starken Adjektiv. Aber dafür wird das Geschehen von Seite zu Seite spannender. Auch wenn die Hauptfigur zunächst wie aus dem Bilderbuch mit dem Titel „Schildern Sie eine arbeitswütige Psychiaterin“ daherkommt, nehmen die Geschehnisse um diese Person dann doch gefangen.

Es beginnt tatsächlich wie der buchhändlerinnenseits angekündigte Krimi. Da verschwindet eine misshandelte und von Ängsten geschüttelte Patientin und alles deutet auf Entführung und vielleicht sogar Mord hin. Natürlich begibt sich die Ärztin nun in die Rolle der Amateurdetektivin, wie sich das im Krimi so gehört, aber dann wird deutlich, dass es immer weniger um die Aufklärung eines vermeintlichen Kriminalfalls geht, sondern um das Innenleben der Protagonistin. Sie erlebt immer stärkere Eingriffe in ihr Leben und sie scheint die Zielscheibe eines gefürchteten „Schwarzen Mannes“ zu sein. Mehr soll vom Inhalt nicht verraten werden. Oder doch so viel: Der Krimi wandelt sich zum Thriller, genauer zum Psycho-Thriller.

Der Autor kann Geschichten konstruieren. Das ist nicht wenig. Und diese Konstruktion macht den Roman auch lesenswert für einen Gruselnachmittag auf der Couch.

28.12.2010