Sigrid Damm: Goethes letzte Reise

Über einen alten Herrn

Wenn unendlicher Fleiß sich mit Können paart, dann kommt etwas Gutes heraus. Das ist hier der Fall.

Dass die Autorin eine ausgezeichnete Goethe-Kennerin ist, habe ich schon bewundert in ihrer Biographie „Christiane und Goethe”. Nun nimmt sie Goethes letzte Reise zum Anlass, den alten Herrn auf sein Lebenswerk zurückblicken zu lassen. Da präsentiert sie zunächst den „Bergwercks-Commisar”, der in Ilmenau versucht, eine stillgelegte Erzmine wieder zu beleben.

Durch den Bergbau wird er in das Reich der Steine, in die Mineralogie und Geologie eingeführt; hier ist der Ausgangspunkt seines Weges als Naturwissenschaftler. Hier beginnt sein Gespräch mit der Erde.

An solchen Formulierungen wird deutlich, dass die Autorin keine Biographie im strengen Sinn schreibt, sondern eher den Roman eines Lebens. Dabei komponiert sie aus den unterschiedlichsten Quellen und ihrer eigenen Sprachmächtigkeit ein Gesamtbild, in dem höchste Wertschätzung nicht darüber hinweg täuscht, dass der Herr von Goethe auch mit menschlichen Schattenseiten gesegnet war, besonders wenn es um seine eigene Familie war.

Wenn die Autorin viele Seiten über das Gedicht „Über allen Gipfeln ist Ruh” schreibt, zeigt sich ihre Kunst.

Goethes geplanter ‘Roman über das Weltall’ wird niemals geschrieben werden.
Sein kleines Gedicht „Über allen Gipfeln ist Ruh’ aber ist für mich sein vielleicht vollendester ‘Roman über das Weltall’.
Die Verse durchwandern in einem einzigen Bild- und Sprachklang den ganzen Kosmos.

Wer also eine Hand sucht, die ihn in die Welt Goethe führt, sollte die von Sigrid Damm ergreifen und sich einem großen Lesevergnügen hingeben.

25.03.2011