Hartmut Lange: Im Museum

An der Kasse im Museums-Shop des Martin-Gropius-Baus fiel mir nach dem Besuch der Hokusai-Ausstellung in Berlin ein noch unbekannter Roman Langes in die Hände.

Ort geheimnisvoller Geschehnisse ist das Deutsche Historische Museum in Berlin. Dort bemerkt die Aufseherin Margarete Bachmann, dass von irgendwo her Zugluft weht, ohne dass auch nur ein Fenster oder eine Tür offen steht. Eines Nachts wird sie im Museum eingeschlossen und am nächsten Morgen findet man ihren Pullover in einer geöffneten Vitrine, sie selbst bleibt jedoch verschwunden. So wird dem Leser klar, dass in die 8000 Exponate (nicht nur) nächtlich Leben einkehrt. Aber der Weg dorthin ist umständlich. Der verschwundenen Frau Bachmann folgen noch andere und ein Ich-Erzähler fragt sich:

Hier ist alles geordnet und einsehbar. Nirgends ein Hinweis darauf, dass hinter den Dingen etwas lauert. Und doch, dachte ich, müsste es, und besonders in diesem Gebäude, eine Möglichkeit geben, zu erfahren, was einen, wenn man das Phänomen der Zeit hinter sich gelassen hat, erwartet.

Davon gibt der Text einen Vorgeschmack, Hitlers Mutter such ihren Sohn, auch ihre Schwester taucht auf, während der erwachsene Adolf im südlichen Gebäude müde umherirrt. Es gibt aber auch die Mutter, die ihrer sterbenden Tochter mit dem Anblick des Sternenhimmels Trost zu geben versucht.

Das sind einzelne, kleine und feine Miniaturen, die sich jedoch zu keinem Ganzen fügen wollen. Das Museum ist zwar eine räumliche Klammer, aber es fehlt die frappierende Idee, die zB Das Konzert zu einem so außerordentlichen Leseerlebnis gemacht hat.

20.11.2011