Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand

Ein seltsamer Roman, der sich ständig bemüht, kein Roman, sondern ein dokumentarischer Bericht zu sein. Die „Herren am Strand“ sind Winston Churchill und Charly Chaplin. Angeblich ist der Erzähler der Sohn eines Chronisten Churchills, der mit dessen ‚privatesten Privatsekretär‘ einen ausführlichen Briefkontakt geführt habe. Im Nachlass des Vaters habe der Erzähler die Dokumente gefunden, auf die er sich nun stütze.

Grund für die Treffen Churchills und Chaplins sei ‚der schwarze Hund‘, eine Bezeichnung für die Depression, die beide Protagonisten immer wieder überfallen habe. Sie schließen einen Pakt, dem anderen bedingungslos zu Hilfe zu eilen, wenn der Hund ihn in Besitz nehme. Das geschieht im Roman auch, doch was bei diesen Treffen geschieht, wird verschwiegen. Das ist diskret. Aber ob statt dessen die Berichte über die Biographien Chaplins und Churchills, belegt durch zweifelhafte Quellenangaben, wirklich die Treffen der ‚Zwei Herren am Strand‘ erhellen, ist mir verborgen geblieben. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass hier mit dem Voyeurismus des Lesers gespielt wird.

Auch wenn die Schreibweise das Lesen über weite Strecken vergnüglich macht, bleibt doch letztlich ein Nachgeschmack, von den Kunstfertigkeiten des Autors hinters Licht geführt worden zu sein, als hätte man scheinbar ein Lichtlein historischer Wahrheit aufblitzen gesehen.

25.09.2014