Kristian Ditlev Jansen: Leibgericht

Hans Magnus Enzensberger sei Dank, dass er sich für die Übersetzung dieses Romans aus dem Dänischen eingesetzt hat.

Es gibt keine Handlung, die sich allmählich entfaltet, es gibt nur den Blick zurück, den sich der studierte Lebensmittelwissenschaftler allmählich gestattet, den Blick auf den Freitod seiner japanischen Frau. Ständig wechseln die Orte, an denen er sich aus beruflichen Gründen befindet. Angefüllt sind diese Orte mit Gerüchen, Geschmäckern, Sinnesreizen, die er in sich hineinstopft und die sich verbinden mit seinen Erinnerungen an Midori und das Leben mit ihr. Den Schock ihres Auffindens erlebt er lange nach ihrer Beerdigung, als ihm die Sinne für den Geschmack schwinden. Erst in diesem Moment ist er in der Lage, in die Welt der Trauer einzutreten und den Schmerz zuzulassen. Dabei mischen sich die Erinnerungen an Sex und Erotik mit all den anderen Speisen des Leibes in einer furiosen Intensität, immer auch getragen von einer riesigen Informationsfülle, die der Ich-Erzähler vor dem Leser ausbreitet.

Das ‚Leibgericht‘ hat den Geschmack des Todes und der Liebe.

25.09.2014