Tom Hillenbrand: Drohnenland


Ein funktionierender Krimi aus der Zukunft. Neben der üblichen Krimi-Ingredienzen wie Mord, Krimissar mit hübscher Assistentin und dem weiten und bösen Feld, das sich hinter dem mörderischen Geschehen auftut und die gekonnt gemixt werden, gibt es hier eine Zukunftsvision, bei der ich den Eindruck hatte, dass alle Schräubchen, die heute schon existieren, nur um ein Weniges weitergedreht werden. Großbritannien will aus der EU austreten, die Niederlande sind zu weiten Teilen im Wasser versunken, es hat Kriege in Nordafrika gegeben, der Euro hat offenbar eine heftige Inflation hinter sich und vor allem sind die vielfältigen Informationssammelgeräte allgegenwärtig. Das alles wird mit großer Selbstverständlichkeit beschrieben, wie sich auch die Protagonisten dieser Mittel bedienen. Alles das kommt völlig unsensationell daher. Das macht auch den Reiz der Lektüre aus.

Auch die gesellschaftlichen Fragestellungen klingen eher am Rande an. Aber dafür haben sie es in sich. So wird klar, dass Kriege vom europäischen Militär geführt worden sind mit der Anwendung prädikativer Software. Dahinter verbirgt sich Folgendes: Wenn errechnet wird, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass eine Person ein Verbrechen oder auch nur Widerstand begehen wird, wird diese Person noch vor der manifesten Tat ‚ausgeschaltet‘.

Der Verlust der Wirklichkeit ist ein weiterer Aspekt, der immer wieder thematisiert wird.

Wir leben in einer Welt, in der selbst eine zweitklassige 360er-Computeranimation nicht mehr von einer realen Aufnahme zu unterscheiden ist. Diese Leute … wollen etwas, das echt ist. Sie wollen Dinge beobachten, die tatsächlich passieren oder passiert sind.

Dass Datenwelten an ihrer schieren Masse zu ersticken drohen, wird genauso angesprochen wie die Gefahr der Manipulation dieser Daten.

Das alles ist in einem gelungenen Krimiplot untergebracht und liest sich, wie ein Krimi sein soll: schön spannend.

[Übrigens hat der Autor auch 'kulinarische' Krimis geschrieben, die in Folge gelsen aber eher ermüdend sind.]

19.08.2014