Thomas Lehr: September Fata Morgana

 

Ein kleiner Aufkleber und manche Bemerkung im feuilletonistischen Radio haben mich verführt. Ein Platz auf der shortlist des Deutschen Buchpreises scheint doch für interessante Literatur zu sprechen. Und so saß ich gestern mit zwei noch in Plastik eingeschweißten Büchern da und der Entscheidung, welches mich denn in den nächsten Tagen begleiten sollte.

Ich war auf einen Text ohne Punkt und Komma vorbereitet und ebenso neugierig wie gutwillig.

War auch noch bereit mich einzulassen auf die arg bemühten Anleihen bei der Rahmengeschichte aus 1001 Nacht. War auch noch bereit, mich auf Zeilenumbrüche einzulassen, die nichts anderes bewirken als eine strapaziöse Unterbrechung des Leseflusses.

Anstrengende Lektüre kann ja auch eine große Freude sein, aber selbst die Bereitschaft, einzelne Passagen mehrfach und mit allem zur Verfügung stehenden Instrumentarium zu untersuchen, brachten kein Ergebnis. Wo sollte der Zugewinn durch den Verzicht auf Punkt und Komma liegen? Eine unbeantwortete Frage.

Nun teilt dieses Buch das Schicksal der wenigen in meinem Bücherschrank, die ich nicht zu Ende lesen werde. Dieses Buch kommt mir nicht ins Bett!

Es bliebt jedoch ein leises Misstrauen meiner eigenen Urteilsfähigkeit gegenüber, so dass ich heute nachgelesen habe, was denn andere berufene und bezahlte Kritiker dazu äußern. Bei Jens Jessen wurde ich auch gleich fündig. Der schreibt in der ZEIT einen so freundlichen und geduldigen Verriss, wie ich ihn sicher nicht zustande brächte.

Frage nun und immer wieder: nach welchen Kriterien soll man seine Bücher auswählen??? Und so trauere ich weiter um das literarische Quartett.

13.10.2010