Americanah werden die Nigerianer genannt, die nach einem Aufenthalt in den
USA wieder nach Nigeria zurückkehren. Dazu gehören auch die beiden
Hauptfiguren dieses Romans. Deren Geschichte gibt die Folie für das Thema:
Es geht um Rassismus in allen seinen Spielarten, den amerikanischen, am Rande
auch den europäischen, aber auch den nigerianischen. Es ist kaum möglich,
die Erzählschritte des Romans hier wiederzugeben, weil die Autorin einem
Plan folgt, ihre Protagonisten durch möglichst viele Situationen zu schicken,
in denen sie mit immer neuen Facetten des Rassismus konfrontiert werden. Gedoppelt
werden diese zunächst individuellen Erfahrungswelten dadurch, dass die
Hauptfigur Efemelu einen erfolgreichen „Anonymen Blog mit dem Titel
Raceteenth oder Ein paar Beobachtungen über schwarze Amerikaner (früher
als Neger bekannt) von einer nicht-amerikanischen Schwarzen“ betreibt.
Dieser Roman macht ganz bestimmt nicht dümmer, was
sein Thema angeht. Und er ist sicherlich ein hervorragendes Beispiel dafür,
wie klug ein Roman planerisch in seiner Grundstruktur angelegt sein kann.
Aber das ist für mich dann auch ein Ansatzpunkt für meine Kritik:
Ich kann die Efemelu, deren Erlebnisse geschildert werden, nicht mit der Person
in Verbindung bringen, die diesen Blog mit Inhalt füllt. Die Person und
ihr Lebensweg gehen mir nahe, der Blog ist eine gute erzählerische Konstruktion
und transportiert wichtige Informationen, aber ich bekomme da keine Passung
hin.
Ähnlich ergeht es mir, wenn ich die Passagen lese, die in Nigeria spielen.
Da wird sehr viel Wut über ein korruptes System spürbar, aber die
Figuren werden in einer häufig so denunziatorischen Weise geschildert,
dass ich dem Schwarz-Weiß der Darstellung ungern folge.
Ja, es war eine in vieler Hinsicht lohnende Lektüre,
ich habe so Manches gelernt, aber ich war auch nicht traurig, als das Ende
des Romans erreicht war. Vielleicht will die Autorin einfach zu viel und ich
möchte weniger Belehrung, sondern mehr Literatur.
9. Juni 2014